Als wir uns kennenlernten, war Daniel längst im Thailand-Fieber. „Ich könnte mir gut vorstellen, dort zu leben“, meinte er. Ich war zu dem Zeitpunkt noch nicht mal bereit, meine Heimatstadt zu verlassen. Ich mochte den Gedanken, aber ich konnte mir die Umsetzung nicht vorstellen. „Schauen wir mal“ meinte ich. „Vielleicht irgendwann“.

4 Jahre später. Wir haben ein Haus gekauft, weit weg von meiner Heimatstadt, haben zwei wundervolle Kinder bekommen und geheiratet. Während Daniel sich aufgrund der Kinder vom Gedanken des Auswanderns verabschiedet hat, meinte ich in einer der ersten Nächte in unserem neu erworbenen Haus: „Weißt du, vielleicht sollten wir doch auswandern.“
Ich dachte an all die Zeit mit meinen Kindern, die Deutschland mir raubt. Durch meinen Job, hohe Kosten für Kita und Unterhalt. Durch zu viel Care-Arbeit und zu hohe Steuern auf einfach alles. An meine schlechten Renten-Aussichten und ein Schulsystem, was mir Bauchschmerzen bereitet. Und an die Kälte. So sehr ich die Vorstellung von zugeschneiten Wäldern und Rodelpisten liebe, so sehr hasse ich die Kälte, den Matsch und die 5 Kleidungsschichten.

Als ich mit unserem ersten Rabauken schwanger war, reisten wir 3 Wochen durch Thailand. Warmes Klima, hohe Luftfeuchtigkeit, alles außer Kälte. Die Mentalität der Thailänder, immer herzlich, hilfsbereit und dennoch schräg. Das Essen, das frische Obst, die Smoothies an jeder Ecke. Günstiger Lebensunterhalt und weniger Care-Arbeit durch Wäsche-Service, auswärts essen und ein minimalistischeres Leben. Und das Meer.
In Thailand sah ich das erste Mal bunte Korallenriffe, ich sah Haie und Schildkröten in ihrem natürlichen Lebensraum. Ich will mit meinen Kindern Abenteuer erleben und ihnen ermöglichen, sich frei zu entfalten. Ich will sie nicht in ein System pressen. Und noch weniger will ich ihre wertvolle Kindheit verpassen, indem ich 5 Tage die Woche 50 km entfernt meinem Vollzeitjob nachgehe und am Wochenende irgendwie den liegengebliebenen Haushalt aufhole.

Ich kann mich noch gut an Daniels Blick erinnern. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Allerdings teilt er meine Ansichten und so begannen endlose Gespräche über die Umsetzbarkeit unseres Vorhabens. Wie finanzieren wir uns? Wo wollen wir dort leben? Was passiert, wenn die Kinder schulpflichtig werden? Welche Kosten müssen wir stemmen können? Was ist mit Altersvorsorge? Und wie sollen wir es schaffen, Oma nicht mehr wöchentlich zu sehen?
Und nun, Ende 2022, steigen wir ins Flugzeug und starten in unser Abenteuer…